FaserGeflüster No 4 – Alpakas

Wusstest du, dass ich 2017 Autorin für das Heft „Holunderelfe“ war❓ Tatsächlich habe ich da bereits über Alpakas berichtet. Also liegt es nahe, die Inhalte wieder etwas zu entstauben und ich lasse dich natürlich sehr gerne im FaserGeflüster No 4 daran teilhaben. ❤️

Wie kann man am Besten über Alpakas berichten? Diese Frage stellte ich mir, als ich ans Schreiben dieses Artikels im Oktober 2017 ging. Die Antwort war jedoch schnell gefunden: Ich will Alpakas besuchen, direkt anschauen, vielleicht sogar anfassen und Fachleute dazu befragen. Googeln kann ja schließlich jeder. 😉

Kurzerhand telefonierte ich mit dem Mundenhof im südbadischen Freiburg – ich bin ja generell ein Fan von regionalen Quellen. Die Antwort war freundlich und prompt und der Termin für den Besuch war schnell gemacht. Ein riesengroßes Dankeschön an dieser Stelle an Till Meinrenken vom KonTIKI und die FÖJ´lerin Pia Kamsties, die mir alle Fragen rund um die Tiere beantwortet haben und es mir ermöglicht haben, die Herde von sieben Tieren (fast) hautnah erleben zu können. So ganz ohne Zaun dazwischen ist das schon toll! 🤗

Ein Querschnitt über die Arbeit mit Tieren im KonTIKI des Mundenhofes folgt später, jetzt aber erstmal zu den Alpakas. im FaserGeflüster No 4.

FaserGeflüster bei Crenali´s Klartext
Das Alpaka im Blick

Herkunft der Alpakas im FaserGeflüster No 4

Alpakas gehören zu den sogenannten Neuweltkamelen und stammen aus Peru, wo sie halbwild in 3.500 bis zu 5.500 Höhenmetern leben. Sie sind verwandt mit den Lamas, die jedoch weiter südlich angesiedelt sind.

Die Verbindung der Alpakas zu Wildtieren liegt in allergrößter Wahrscheinlichkeit bei den kleineren Vikunjas (allerdings ist das nach Angaben von Till Meinrenken nicht eindeutig geklärt), während bei Lamas die genetische Übereinstimmung bei den größeren Guanakos liegt. Theoretisch wäre eine Kreuzung von Alpakas und Lamas möglich, was jedoch normalerweise nicht vorkommt.

Lebensform der Alpakas

Die Tiere leben in Herden mit meist einem Leittier pro Gruppe, wenn ein Hengst dabei ist, dann leitet dieser die Herde. Bei der im Mundenhof besuchten Herde ist das Leittier jedoch nicht ganz eindeutig zu bestimmen, da es eine reine Stutenherde ist.

Schwache Tiere werden in der freien Wildbahn aus der Herde verstoßen, da sie sonst zu angreifbar werden.

Alpakas wahren die Distanz zum Menschen, egal ob in der freien Wildbahn oder in Gefangenschaft. Lediglich zur Schur werden sie in Peru zusammengetrieben, ansonsten leben sie wild.

Alter, Größe und Gewicht

Die Alterserwartung von Alpakas liegt bei 20-25 Jahren, in Freiheit wie in Gefangenschaft. Natürliche Feinde sind Pumas, Wölfe und Füchse.Mit zunehmendem Alter nehmen Krankheiten zu: Erkrankungen der Zähne, Augen und der Haut sowie Befall durch Ungeziefer sind möglich.

Alpakas haben ein Stockmaß von 80 – 100 cm und bringen ca. 70 – 120 kg auf die Waage (je weniger Nachwuchs sie bekommen, desto mehr verfetten die Alpakas).

Das Alpaka im FaserGeflüster No 4
Das Alpaka

Fortpflanzung – auch das muss sein 🙃

Die Tragzeit von Alpakas liegt bei 342-350 Tagen und sie gebären in der Regel ein Junges. Geburten finden in Freiheit tendenziell im Frühjahr statt, hier in Deutschland im Herbst (was ja aber in Südamerika Herbst ist – ob die innere Uhr das spürt? Man weiß es nicht so genau.).

Anatomie unter der Lupe im FaserGeflüster No 4

Der Körperbau ist durch lange, schlanke Beine, einen langen dünnen Hals und kleinen Kopf charakterisiert. Bei den Beinen fällt auf, dass die Vorderbeine kürzer sind als die Hinterbeine, was beim Galopp lustig anmuten kann. Ihre Wirbelsäule ist gerade und nicht wie bei Lamas gebogen. Daher eignen sie sich nicht zum Tragen von Lasten oder zum Reiten.

Anatomisch fällt auf, dass die Alpakas zwar Schwielensohler sind, jedoch auch sehr scharfe Klauen haben, mit denen sie sehr fest zutreten können. Wichtig zu wissen ist, dass ihnen das Treten in alle vier Richtungen möglich ist, sie schlagen also nicht wie Pferde tendenziell nur nach hinten aus.

Im Kampfgeschehen verteidigen sie sich in Form von Treten und Beißen – das Spucken, das wir ja von ihren Verwandten, den Lamas, kennen, wenden sie eher innerartlich an. (Wobei auch ich bei meinem Besuch ein nach uns Menschen spuckendes Alpaka erleben durfte, da es anfangs nicht ganz überzeugt von meinem Besuch war 😉 )

Kampfansage ist bei den Alpakas intensiver Augenkontakt. Daher sollten wir Menschen uns nicht unbedingt hinreißen lassen, die Tiere zu stark zu fixieren. Wobei das Spucken ja deutlich geringer ausfällt, als ich dachte. 🤣

Ernährung bzw. Nahrung

Als Futter dient den Tieren Gras, Heu, Wasser – generell ernähren sie sich eiweißarm und machen auch vor Dornensträuchern keinen Halt. Sie können bescheiden sein, was die Nahrung angeht und haben einen langen Speicher. Man kann sagen, dass Alpakas ähnlich dem Esel sehr gute Futterverwerter sind.

Anatomisch ermöglicht ihnen ihr hornhäutiger Mund das verletzungsfreie Pflücken und Fressen von Dornen und Sträuchern. Sie sind Wiederkäuer und haben einen 3-teiligen Magen, um die aufgenommen Nahrung entsprechend zu verarbeiten. Mineralien nehmen die Tiere aus Quellen und Steinen auf, da sie ja naturgemäß aus kargen Gegenden stammen. Bei der Haltung in Tierparks muss den Tieren jedoch Mineralfutter in Form von Müsli gegeben werden, um die Ausgewogenheit der Nahrung zu erhalten. Zudem benötigen die Tiere Selen, da in unseren heimischen Gräsern zu wenig davon vorkommt. Hierzu erhalten sie 2x jährlich eine Selen-Spritze.Damit die Tiere anständig fressen können, müssen ihnen einmal jährlich die Zähne geschnitten werden, da diese kontinuierlich nachwachsen und sich sonst ein Überbiss entwickeln würde. Und das Besondere: Sie haben Eckzähne, die sie durchaus einzusetzen wissen.

Alpaka Herde des Freiburger Mundenhofs.
Die Alpaka Herde des Mundenhof Freiburg

Das Fell – und somit vielleicht das Wichtigste für uns Stricker & Spinner

Was das Fell, weswegen sie gezüchtet werden, angeht, können bei den Alpakas zwei Arten unterschieden werden: Die Huacayas und die Suri.

Huacayas haben eine feine und gleichmäßige Faser, während Suri durch ihre gelockten Strähnen, die am Körper herunter hängen, auffallen.

Suri haben im Gegensatz zu Huacayas mehr Haarprobleme, was durch ihre Fellstruktur kommt. Suris vererben ihre Fellstruktur rezessiv, das muss bei Nachzuchten beachtet werden.

Um ihr Fell zu pflegen, wälzen sich Alpakas am Boden, um einem Parasitenbefall vorzubeugen. Am Besten wäre hierbei theoretisch Lagerfeuerasche, da diese alkalisch ist.

Die Haarstruktur ist der des Menschen sehr ähnlich, sie hat deutlich weniger Lanolin als die der Schafe und wird oft als hypoallergen beschrieben.

Bei der Fellfarbe sind fast alle Farben möglich, von reinweiß bei den Albinos über Beige- und Brauntöne bis hin zu Grauabstufungen und gescheckten bzw. mehrfarbigen Tieren ist alles möglich.

Bei den Albinos fällt auf, dass diese gesundheitlich deutlich anfälliger sind als die farbigen Artgenossen.

Schur & Wollgewinnung

Die Tiere werden 1x jährlich (im Frühjahr) geschoren, dazu ist eine Fixierung der Tiere nötig, um Verletzungen zu vermeiden. Die Schur dauert durchschnittlich 13 Minuten pro Tier.

Das Scheren ist wegen der Hitze und Vermeidung von Parasitenbefall nötig.

Nach der Schur muss die Wolle gewaschen werden, um Dreck und Staub, die durch das Wälzen enthalten sind, zu entfernen.

Hierbei fällt auf, dass man mit einem Waschgang deutlich sparsamer ist, als bei Schafwolle, bei der 2-3 Waschgänge nötig sind.

Leittier der Alpakas - eine Stute.
Das Leittier der Herde

Qualitäten der Wolle

Die geschorene Wolle wird in drei Qualitäten unterschieden, wonach sich dann die Verarbeitungs- und Nutzungsform richtet.

Die 1. Qualität eignet sich zur Herstellung von Wolle und Garnen; hierfür wird ausschließlich das Fleece genutzt, welches von Brust und Rücken gewonnen wird.

Die 2. und 3. Qualität kann hingegen für Kissen- bzw. Deckenfüllungen, Dämmmaterial und Dünger verwendet werden.

Mit zunehmendem Alter der Tiere sinkt die Wollqualität und ist nicht mehr so vielseitig nutzbar, weil sie an Glanz und Weichheit verliert.

Eckdaten im FaserGeflüster No 4 für dich zusammengefasst:

  • In den Bergen Perus in 3500-5000 Höhenmetern fühlen sich Alpakas so richtig wohl
  • Mit ihrer Faserlänge von 5 bis 15cm bei den Huacayas und bis zu 28cm (!) bei den Suri Alpacas, die zwischen 15-35 Micron betragen, kann sich das daraus gesponnene Garn wirklich sehen lassen – der durchschnittliche Micron Wert liegt bei +/- 20
  • Die Fasern der Huacayas sind wunderbar flauschig und dennoch glänzend mit hoher Dichte
  • Suri Fasern fallen durch ihre langen und glänzenden Locken auf
  • Die Farbpalette reicht von verschiedenen Brauntönen über rötliche Färbungen zu Weiß und Schwarz – da ist so ziemlich alles dabei
Die Alpaka Herde beim Grasen.
Alpakas auf der Weide

Fazit

Alles in allem muss ich sagen, haben mich die Alpakas begeistert und die Alpaka Wolle ist noch besonderer für mich geworden.

Es ist toll, dass ich im KonTIKI (Kontakt-Tier-Kind) des Natur- und Erlebnispark Mundenhof die Tiere genauer kennenlernen durfte!

Und was genau ist jetzt dieses KonTiKi?!

Ich hatte zu Anfangs ja erwähnt, dass ich die Arbeit des KonTIKI, der naturpädagogischen Bildungs- und Freizeiteinrichtung in Freiburg noch ein wenig erklären möchte:


Kindern die Möglichkeit zu eröffnen die Natur spielerisch zu entdecken und zu erfahren ist das Anliegen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Kinder werden im Umgang mit den Tieren zu selbstständigem Handeln angeregt und lernen es, Verantwortung für Tiere und Mitmenschen zu übernehmen. Außerdem können sie sich aktiv für den Schutz der Umwelt und Natur einsetzen.


„Kontakt zu Tieren zu haben ist die Sehnsucht vieler Kinder. Im KonTiKi können sie in der Begegnung mit den Tieren deren Bedürfnisse, Gefühle und Verhaltensweisen kennenlernen.

Durch die Verarbeitung von tierischen Produkten (wie Wolle, Eier, Milch, Honig) erleben die Kinder Tiere auch als Nutztiere. So wird für sie die Herkunft und Herstellung von Lebensmitteln und Textilien begreifbar. Gleichzeitig werden sie sich der aufwendigen Verarbeitung bewusst und setzen sich mit ihrer Ernährung auseinander.“ (Quelle: Mundenhof)

Wer sich eingehender mit der Arbeit des KonTIKI befassen möchte, findet unter http://www.freiburg.de/pb/,Lde/234532.html weitere Informationen.

Die Alpakas im Mundenhof Freiburg

Im Winter sind die Tiere nachts im Stall, prinzipiell wäre aber die Haltung auch ganzjährig draußen möglich. Drinnen ist jedoch die Kontrolle über den Gesundheitsstatus der einzelnen Tiere besser und individueller möglich.


Alle Freiburger Alpakas sind nicht kastriert, aktuell leben dort nur Stuten im Alter von 4 bis 17 Jahren, die ohne Hengst nur selten bis gar nicht rossig werden.


Ohne Hengst ist die Herde ruhiger, für die Tiergestützte Pädagogik wäre aber eine reine Wallach-Herde besser, da Stuten auch mal zickig sein können (wie beim Menschen, oder?)

Hier findest du weitere Infos rund um den Mundenhof:

Hier findest du Edelgarne in unserem Shop:

Abschließend bleibt mir zu sagen: Ich liebte den Mundenhof schon vor meinem Besuch bei den Alpakas – aber jetzt sogar noch ein kleines bisschen mehr. Ich war garantiert nicht das letzte Mal dort, ob mit oder ohne meine Kinder!

Ich freue mich schon auf unser nächstes FaserGeflüster – wir informieren dich sowohl auf Instagram als auch facebook über neue Beiträge – gerne kannst du uns aber auch einfach direkt hier folgen 🤓

Bis zum nächsten Mal,

deine Dorothea

Eine Antwort auf „FaserGeflüster No 4 – Alpakas“

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